Die Sage von Drenke

Es war an einem Sommertage,
Als Kaiser Karl, der große Held
Wie es uns berichtet hat die Sage,
Zog gegen Wittekind zu Feld.

Von seiner Burg am Frankenmeere,
Ritt er durchs schöne Sachsenland,
Bis daß er endlich mit dem Heere
Nicht weit vom Eggeberge stand.

Da wollte er den Feind erspähen
Und rasten einen ganzen Tag.
Doch war kein Wasser dort zu sehen,
Und Berg und Tal im Nebel lag.

Drum brach er auf zur Mittagsstunde
Mit einem kleinen Kampfgespann
Und ritt zum nahen Wiesengrunde,
Wo er traf einen Schäfer an.

Der zeigte ihm sogleich die Stelle
Im Walde, wo aus dem Gestein
Floß plätschernd eine kleine Quelle
Durch einen alten Eichenhain.

Dort schöpfte Wasser er und reichte
Sein Füllhorn stolz dem Kaiser hin,
Der sich vor Freude tief verneigte
Und sprach zu ihm mit weisem Sinn:

O Wasser, edle Himmelsgabe!
Du bester Trunk auf Gottes Welt,
Des Armen wie des Reichen Labe,
Das alles Leben uns erhält.

Nehmt hin in Ehrfurcht zum Geschenke
Das Christenkreuz aus meiner Hand,
Und diese Quelle wird jetzt Drenke
Zum Dank für eure Tat genannt.

Hans Tegethoff