Krieg

Während des Krieges

Ein Beweis für die verständnisvolle Bereitschaft unserer Dorfmenschen, versprengten deutschen Soldaten, die sich der Gefangenschaft nach der Einnahme unseres Heimatgebietes durch den Feind entzogen hatten, die Lebensmöglichkeiten zu erhalten, wurde in besonderem Maße von der Bevölkerung Drenkes geliefert. Wir wissen, dass es ähnlich überall so war, doch war die Zahl der Versprengten hier oben in den Wäldern besonders groß.

Die erste Sorge war für sie natürlich: Wie kommen wir an Zivilkleidung? Zu essen hatten sie für die ersten Stunden und Tage vielfach noch selbst; wenn dann die Feindtruppen aus dem Dorf verschwanden, fanden sie jegliche Unterstützung bei den Leuten. Mittags setzten die Hausfrauen schon größere Kochtöpfe auf, weil sie genau wussten, dass sich „Einquartierung“ für die Nacht einstellen werde. Die Bauern, die zum Felde fuhren, hatten Pakete mit fertig gestrichenen Butterbroten auf dem Wagen. Wer nach Beverungen fuhr, brachte von dort Kleidung und Wäsche mit herauf. Ganze Pakete wurden von vielen Familien auch in Beverungen gespendet. Angehörige der Truppen, die hier oben gekämpft hatten oder hätten kämpfen sollen, hielten sich dort in der Stadt noch versteckt, als ihnen am Samstagmorgen um 7 Uhr die Brücke sozusagen „vor der Nase“ in die Luft gejagt worden war.

Viele Beispiele solcher Hilfsbereitschaft könnte man erzählen. Bekannt ist noch allen das Bild des Soldaten, wie er überall im deutschen Land in jenen Tagen mit einem landwirtschaftlichen Gerät – Harke, Mistgabel, Spaten – neben Ackerfahrzeugen ging und sich als „friedlicher Landarbeiter im Einsatz“ oft über Hunderte von Kilometern heimwärts bewegte. So war es auch hier. Entsprechend „aufgemacht“, schritten sie abends aus den Wäldern neben den Ackerfuhrwerken und gelangten dem Dorfe und den gefüllten Tischen zu, bis sich nach Wochen und bei vielen gar nach Monaten erst dieses Dasein in einen legalen Zustand verwandelte und sie irgendwo sesshaft wurden. Man darf ja nicht übersehen, dass Soldaten aus allen deutschen Provinzen kamen, vor allen auch jenen unserer ostdeutschen Heimat, wohin nicht wieder zurück konnten.

Drenke selbst blieb vor schweren Kriegsschäden bewährt. Der 6. April – Freitag – brachte abends eine erste Begegnung mit amerikanischen Panzern an der Panzersperre auf der Straße nach Amelunxen, von wo die Truppen nach Niederkämpfung des deutschen Wiederstandes nach mehrstündigen Ortskampf heraufkämpfen und „vorfühlten“. Sie zogen aber wieder ab. Unterdes waren auch Infanterieeinheiten der Amerikaner von Bruchhausen und Ottbergen her bis 300 m Meter ans Dorf herangekommen. Gegen 20 Uhr, in der Dunkelheit, gab es ein etwa halbstündiges MG-Feuergefecht in der Umgebung des Dorfes, die überall mit deutschen MG-Nestern besetzt war. SS und Wehrmachteinheiten hatten Drenke zum Vorfeld von Beverungen machen sollen, doch siegte die Einsicht und Erkenntnis der Aussichtslosigkeit eines solchen Kampfes, um so mehr, als der Kommandeur der deutschen Truppen hier oben von der Lage soviel wusste, dass die Amerikaner die Höhe längst eingeschlossen hatten. Also hieß es, sich im Rückzug durch den Wald nach Beverungen abzusetzen und dann möglichst rasch über die rettende Weserbrücke zu gelangen. Viele haben sie nicht erreicht, wollten es auch vielleicht nicht, da sie seit Wochen nun schon im Hertztempo von den schnellen und gut ausgerüsteten Feindtruppen immer wieder gejagt wurden.

An Schäden bei einem kurzen Artilleriebeschuss entstand lediglich ein Durchschuss in der Scheune des Bauern Tebbe, und bei einem Granateinschlag zwischen Kirche und Bauer Märten gingen Fenster der Kirche in Trümmer. Eine Kuh des Bauern Märten wurde verletzt und musste notgeschlachtet werden. Samstag morgen gegen 9 Uhr kamen die Feindtruppen von Amelunxen her und besetzten Drenke endgültig.

Das Drenker Notgeld

Auch in Drenke wurde während der Inflation Notgeld gedruckt. Der 1-Mark-Geldschein ist noch heute ein begehrtes Sammelobjekt. Der Drenker Notgeldschein zeigt auf der Vorderseite u.a. das Bild der alten Elisenhöhe (Burg), das Gemeindesiegel und die Unterschrift des damaligen Gemeindevorstehers Lüke.

Die bunte Rückseite gibt Anlass zum Schmunzeln. Es muss wohl ein alter Brauch gewesen sein, bei der Hochzeit eines Mädchens demjenigen Jungen der früher mit der Braut näher befreundet war, ein „Strohweib“ vor die Tür zu stellen. Noch heute wird in solchen Fällen häufig in der Nacht des Polterabend ein „Patt“ gestreut, der vom Haus der Braut bis zur Wohnung des früheren Freundes führt.

Informationen zur Geschichte des Notgeldes

Die Ausgabe von Notgeld ist keineswegs nur eine Erscheinung des 20. Jahrhunderts. Seine Geschichte reicht bis in den Dreißigjährigen Krieg zurück und über die Assignaten der Französischen Revolution, die auch im Rheinland kursierten, oder das Notgeld belagerter Festungen bis zu den unzähligen Ausgaben deutscher Städte, Gemeinden und Unternehmen in den Notjahren im und nach dem Ersten Weltkrieg. Im Ersten Weltkrieg und in der Zeit unmittelbar danach wurde Notgeld gedruckt, um dem Mangel an Kleingeld zu begegnen, da Nickel- und Kupfermünzen als kriegswichtige Metalle eingezogen worden waren. Ein Notgeld besonderer Art stellt das Kriegsgefangenengeld dar, das außerhalb der Lager keinen Wert besaß. Da das zivile Notgeld zunehmend eine optisch reizvolle Gestaltung erfuhr, wurden die Scheine bereits zur Zeit ihrer Ausgabe zum begehrten Sammelobjekt weiter Bevölkerungskreise. Besonders populär wurde das Sammeln nach 1918. Die ausgebenden Städte und Gemeinden erzielten erhebliche Gewinne, da die an Sammler verkauften Scheine in der Regel nicht zur Einlösung vorgelegt wurden. Sie legten zunehmend Wert auf eine anspruchsvolle künstlerische Gestaltung, druckten oftmals ganze Serien, die mit geschichtlichen Darstellungen, Landschaftsansichten etc. geschmückt waren. Eine andere Form des Notgeldes kam im Herbst 1918 in Umlauf. Wegen der katastrophalen Verschlechterung der Lage im Zahlungsverkehr wurden auf Wunsch der Reichsbank und im Einvernehmen mit den Landesregierungen Großgeldscheine gedruckt, die bis Februar 1919 gültig sein sollten. Eine wahre Notgeldflut setzte dann im Sommer 1923 ein. Da die Reichsbank auf dem Höhepunkt der Inflation nicht in der Lage war, den Bedarf an Zahlungsmitteln zu decken, bemühten sich Länder, Kreise, Städte und Gemeinden bzw. deren Sparkassen, aber auch Handelskammern, die Reichsbahn und viele Firmen, mit immer neuen Notgeldausgaben den Engpaß zu überbrücken.